Abmessungen: 70 cm lang, 40 cm tief, 56 cm hoch (ohne Schild)

Neben den Puppenküchen haben meiner Meinung nach die Kaufläden den höchsten Spielwert. Anders als die Küchen galten sie nicht als reines Mädchenspielzeug, sondern wurden vornehmlich für Jungen gekauft, da die Rolle des Verkäufers auf einen Beruf im Handel vorbereitete. Das Einkaufen und Wirtschaften war dagegen die weibliche Rolle, die beim Kaufmann-Spiel geübt wurde.

Der hier gezeigte Kaufladen entstand - wie unser Puppenhaus - nach den Vorlagen der Firma Mey & Widmayer, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Laubsägevorlagen handelten.

Die viele Jugendstil-Elemente weisen darauf hin, dass der Entstehungszeitraum der Vorlage um 1910 liegen dürfte.

Nachweislich hatte die Firma die Vorlagen aber auch 1931 noch im Angebot. Zu diesem späten Zeitpunkt dürfte auch dieser Laden gefertigt worden sein. Anstelle des um die Jahrhundertwende üblichen Massivholzes wurde hier Sperrholz verwendet, das aber erst in den späten 1920er/frühen 1930er Jahren gebräuchlich war.

Die Tapete zeigt ein typisches Bauhaus-Muster, was ebenfalls auf einen Entstehungszeitraum in den frühen 30er Jahren hinweist.

Ein sicheres Merkmal für eine Entstehung in den 1930er Jahren ist das vom Bauherrn ergänzte, nicht den Vorlagen vorhandene Firmenschild mit der ausgesägten Aufschrift "Deutsches Kaufhaus".

Der Laden war von Anfang an elektrifiziert: er hat eine Klingel und das Schild ist beleuchtet.

Im Vergleich zur Vorlage fehlen die vorderen abgerundeten Regalböden und die Schränke mit dem Blumendekor.