Format (L/B/H): 126cm x 46cm x 44 cm
Um die Jahrhundertwende gab es in wohlhabenden Häusern und Wohnungen Nebenräume zur Küche, in denen die verderblichen Speisen kühler gelagert und angerichtete Speisen aufbewahrt werden konnten. Sollte die Puppenküche auf das richtige Wirtschaften in der Küche vorbereiten, so musste eigentlich grundsätzlich eine Vorratskammer angeschlossen sein.
Neben der Kostenfrage war dies natürlich auch eine Platzfrage. Wenn aus Kostengründen zunächst auf die Speisekammer verzichtet wurde, wurden viele Gehäuse nachträglich mit einer Speisekammer ausgerüstet. Da dies oft sehr geschickt gemacht ist, gehe ich davon aus, dass es bei den Herstellern oder sogar Spielwarengeschäften entsprechende Angebote gab.
Wie bei allen längeren Gehäusen ist der Boden (und damit letztendlich auch die Wände) stärkeren Beanspruchungen ausgesetzt. Verzogenes, gerissenes Holz mit deutlichen Spuren in Bemalung und Tapeten ist die Folge.
Diese Puppenküche mit vermutlich ergänzter Speisekammer besteht aus Massivholz und ist innen und außen komplett bemalt. Die Außenwände sind mit holzfarbener Bierlasur gestaltet. Die blauen Innenwände schließen nach unten mit einem etwa halbhohen Fliesensockel ab. Der Fußboden trägt ein ebenfalls handgemaltes Kachelmuster.
Die Küche weist viele Parallelen zu Puppenküchen von Kindler&Briel, Böblingen auf: die Einteilung der Wände, die Außengestaltung vom Gehäuse, die Anordnung der Einrichtung, die Zierlinie an der Gehäuseoberkante.
Allerdings weist sie, von Nahem betrachtet, auch deutliche Unterschiede auf: die Farbe ist glanzlos und ziemlich empfindlich, das Dekor ist handgemalt und nicht, wie bei Briel gestempelt bzw. schabloniert. Die Abschlussleiste an der Gehäuseoberhante ist höher als breit, während bei den mir bekannten kibri-Küchen nur eine flache Leiste das Gehäuse abschließt.
Daher vermute ich, dass es sich bei dieser Küche um eine Einzelfertigung, nämlich den Nachbau des beliebten kibri-Modells handelt.
Die originalen kibri-Möbel, die perfekt zur Sockelhöhe passen, sind ergänzt, da das Gehäuse leer hier eintraf. Bei dem Herd handelt es sich um einen besonders schönen, marmoriert emaillierten Bing-Herd.