Format (L/B/H): 80cm x 35cm x 38cm
Die Puppenstuben von Moritz Gottschalk aus Marienberg im Erzgebirge haben einen ganz eigenen Reiz. Hier wurde kostengünstig mit einfacheren Materialien gebaut, aber auf den ersten Blick sind die Erzeugnisse durchaus mit den Produkten aus dem Nürnberger Raum zu vergleichen. Beeindruckend finde ich die Ideen, mit denen hier kostengünstig so schön wie möglich produziert wurde. Die auf den ersten Blick aufwändigen Sprossenfenster und fein durchbrochenen Balustraden bestehen aus gestanzter und anschließend lackierter Pappe, die fröhlichen, detaillierten Hausfassaden nicht selten aus bedrucktem Papier, das auf Holz geklebt wurde. Die Tapeten bestehen aus dünnem Papier und sind oft nicht lackiert, so dass sie sehr empfindlich waren.
Dieser Kaufladen ist außen cremefarben lackiert. Der Fußboden und die Wände sind tapaziert, wobei der Fußboden eine schützende Lackschicht trägt, während die Wandtapete ungeschützt ist und entsprechend starke Altersspuren zeigt. Hinter dem Regal an der Rückwand klebt nur dort Tapete, wo sie auch von vorne gesehen werden kann - wieder eine kleine Sparmaßnahme, die so typisch für Gottschalk-Produkte ist.
Die Möbel bestehen aus dünnen Buchebrettchen, während das Gehäuse aus Weichhiolz gefertigt wurde. Das Dekor wurde - eventuell unter Verwendung einer Schablone - von Hand aufgemalt. Die Zusammenstellung aus dem lackierten Naturholz und den dunkelroten Ornamenten ist ausgesprochen dekorativ.
Der hier gezeigte Kaufladen ist nicht gemarktet und trägt keine Bleistiftzahlen unter der Bodenplatte. Das Reprint des Gottschalk-Kataloges aus dem Cieslik-Verlag zeigt auf Seite 137 (Jahr 1909) sehr ähnliche Kaufläden, allerdings mit deutlich schlichterer Balustrade.