Mit diesem Begriff wird die Zeit zwischen 1815 und 1848, also dem Beginn der bürgerlichen Revolution bezeichnet. Der Name geht auf den Schriftsteller Gottfried Biedermaier zurück, der sich in seinen Werken wiederholt über den damaligen spießigen Zeitgeist lustig machte.

In Anlehnung an den Titel zweier Gedichte, "Biedermanns Abendgemütlichkeit" und "Bummelmeiers Klage" Namen veröffentlichten der Arzt A. Kussmaul und der Jurist L. Eichrodt unter dem Pseudonym Biedermeier ebenfalls spöttische Schriften zum Zeitgeist. In dieser Phase, die als Ruhe vor der bürgerlichen Revolution verstanden wird, verschoben sich die bürgerlichen Wertvorstellungen. Die Bedeutung von materiellem Besitz wurde abgelöst durch eine stärkere Gewichtung von Bildung und Kunst. Reiche Bürger (Besitzbürger) und arme, aber gebildete Menschen agierten relativ gleichberechtigt in der Gesellschaft.

Das Bildungsbürgertum war entstanden. Möglicherweise ausgelöst vom großen Interesse an Musik, Kunst und Theater, setzte sich im privaten Bereich die Romantik durch. Die Liebe wurde nun als Basis der Ehe verstanden. Zuvor waren Ehen aus pragmatischen, wirtschaftlichen Gründen die Regel gewesen. Alle diese Faktoren führten dazu, dass die Wohnung nicht mehr als repräsentativer Raum genutzt, sondern als Ruheort, Ort der Erholung und Ort des Rückzugs verstanden wurde. Da die Wohnung so einen hohen Stellenwert hatte, mussten auch die Möbel dem Ideal der Gemütlichkeit entsprechen.

Anstelle der pompösen Möbel der Vergangenheit findet man nun zierliche, wenig verzierte, aber formschöne Möbel aus meist hellen Holzsorten. In dieser Zeit der Hausmusik gehört ein Klavier in jedes Wohnzimmer. Als wichtigstes Möbelstück gilt in dieser häuslichen Idylle der ovale Tisch, um den sich die Familie versammeln konnte. Ergänzt wird die Einrichtung durch verspielte geblümte Textilien und Tapeten sowie durch ovale Bilder mit Scherenschnitten oder Portraits. Die Möbel sind, entsprechend der Vorliebe für Klarheit bei den Möbeln, möglichst symmetrisch an den Wänden entlang aufgestellt - die Mitte des Raumes bleibt leer.