Die Entdeckung des Feuers und der Möglichkeiten, Feuer selbst anzufachen, gehört zu den wichtigsten Entdeckungen der Menschheitsgeschichte und half unseren Vorfahren, sich vom Opfer großer Raubtiere an die Spitze der Nahrungskette zu setzen und sich von dieser Basis aus zu dem denkenden Wesen zu entwickeln, das wir "homo sapiens" nennen.

Es bot zum einen den Vorteil, dass wilde Tiere damit vertrieben werden konnten, zum anderen half es, die Nahrung durch das Garen haltbarer und leichter verdaulich zu machen. Diese Bedeutung für die Menschheit macht gewiss einen Teil der Faszination aus, die Feuer auch heute noch auf uns ausübt (bei aller Bedrohlichkeit).

Der dritte Vorteil, den wir bis zum heutigen Tage nutzen, ist die Möglichkeit, den Raum damit zu erwärmen. So überlebten schon in der Steinzeit mehr Menschen die kalte Jahreszeit, weil sie in ihren Höhlen Feuer entfachten, die sie wärmten. Und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein war das Feuer in den Öfen oft die einzige Möglichkeit, wenigstens einen oder zwei Räume zu heizen. Aus diesem Grund verbreitet ein Feuer im Ofen bis heute das Gefühl der Geborgenheit und Gemeinschaft, da sich die Familie am Herdfeuer zusammenfand, das die einzige Wärmequelle darstellte.

Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein kochte man über dem offenen Feuer in einer Feuerstelle, die sich auf dem Land in dem größten Raum des Hauses befanden. Im gleichen Raumwaren auch die Tiere und das Arbeitsgerät untergebracht. An der Feuerstelle befanden sich die "luxuriösesten" Sitzgelegenheiten für den Bauern an der Wand. Dort war es am wärmsten, da die Wärme von der Wand zurückströmte. Die übrigen Plätze, bei denen es von hinten sehr kalt war, wurden an die Knechte und Mägde sowie die Kinder verteilt. Dabei galt: je jünger das Kind war, desto zugiger sein Platz. Da Kinder auch Arbeitskräfte waren, stieg ihr "Wert" mit zunehmendem Alter.

In der Stadt war die Küche in einem separaten Raum untergebracht, in dem nur Kleinvieh gehalten wurde. Das Fleisch größerer Tiere wurde in großen Stücken auf dem Markt gekauft und in der Küche zerkleinert und verarbeitet. Obwohl sich bereits im Mittelalter oberhalb der Feuerstelle ein Loch im Dach befand, war die Küche durch das offene Feuer voll von Rauch und Ruß. Die Einführung des Rauchfangs brachte hier eine deutliche Besserung.

Der Rauchfang war ein dachförmiges Gebilde über der Feuerstelle (in ähnlichen Ausmaßen), der sich nach oben zum Schornstein hin verjüngte. So wurde der Rauch komprimiert und nach außen geleitet. Im Rauchfang wurden oft lange Stangen befestigt, an denen Fleisch und Fisch durch die Abwärme des Feuers geräuchert wurden.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Menschen auf dem Land Selbstversorger und auch in der Stadt wurde so viel wie möglich selbst verarbeitet. Entsprechend hoch war der Bedarf an Knechten und Mägden. Da alle im gleichen Haus wohnten, war der Bedarf an Geschirr und großen Töpfen sehr hoch. Alles wurde auf offenen Borden oder speziellen Halterungen (z.B. für Teller oder Löffel) gelagert und musste ständig gereinigt werden, weil der Ruß sich daran absetzte.

Die Lebensmittel mussten, in Ermangelung eines Kühlschranks, so verarbeitet werden, dass sie lange lagerbar waren. Fleisch und Fisch wurden gepökelt und geräuchert und anschließend unter der Decke aufgehängt, damit es sicher vor Mäusen und Ratten war. Gemüse und Obst wurden eingelegt und in großen Behältnissen aufbewahrt. Butter wurde sehr stark eingesalzen sowie luftdicht verschlossen und hielt sich so über Monate - vor dem Verzehr musste sie dann "gewaschen" werden, um genießbar zu sein.

Das Brot wurde normalerweise einmal wöchentlich gebacken, auf dem Land oft im dörflichen Backhaus. Für das Mehl gab es riesige Mehlkisten, die aus massivem Holz bestanden und gut verschlossen waren. In der Küche gab es weder fließendes Wasser noch Strom. Das Wasser wurde vom Brunnen in der Wassergölte (einem Eimer mit rucksackähnlichen Trägern) oder mit Eimern herbeigetragen und in zahlreichen Gefäßen gelagert.

Zur Beleuchtung dienten Talglichte/Öllampen und Kerzen, die vom Kerzenstock (einer Art Endloskerze) abgeschnitten wurden.

Eine Entwicklung am Ende des 18. Jahrhunderts, die zur wesentlichen Verbesserung der Umstände in den Küchen führen sollte, setzte sich nur ganz allmählich durch: die ersten geschlossenen Herde wurden entwickelt und als Sparherde (denn der Holzverbrauch sank dadurch drastisch) oder Kochmaschinen angepriesen wurden. Zunächst einmal verbesserte sich die Luft einer Küche ohne offenes Feuer drastisch und die Verschmutzungen reduzierten sich. Da sich die Familie häufig hier aufhielt, verbesserte sich damit also die Lebensqualität deutlich. Zudem bot der Herd Annehmlichkeiten wie leichtere Pflege, ständig warmes Wasser (da er ein spezielles Wassergefäß, das Wasserschiffchen, enthielt, und bessere regulierbare Hitzezufuhr beim Kochen und Warmhalten der Speisen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangte mit der Einführung des Gasanschlusses für (Stadt-)häuser eine weitere, nicht ungefährliche Energiequelle in die Küche, die relativ schnell Konkurrenz durch die ersten Stromanschlüsse für Privatwohnungen am Ende des 19. Jahrhunderts bekam. Da diese Energie recht teuer war, blieben Elektroherde den Reichen vorbehalten. Auf dem Land war es zur gleichen Zeit noch weit verbreitet, auf dem Holz- bzw. Kohleherd zu kochen. Solange offenes Feuer die Küchen bestimmte, waren sie - schon wegen der ständigen Verschmutzungen durch Ruß und Rauch - in gedeckten Farben und mit dunklen Möbel ausgestattet. Mit dem geschlossenen Herd konnten nun auch hellere Farben an Wänden und Möbeln eingesetzt werden.

Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein stärkeres Sauberkeits- und Hygienebewusstsein, das unter anderem dazu führte, dass Koch- und Essgeschirr in Schränken verwahrt wurden und auch alle Lebensmittel eigene Döschen und Kästchen erhielten. Das Aufbewahrungssystem wurde mit derartiger Begeisterung erweitert, dass die durch modernere Ausstattung eingesparte Zeit nun dafür eingesetzt werden musste, Dinge herauszuholen und dann wieder zu verstauen. Die Kleintierställe waren mit den hygienischen Ansprüchen nicht vereinbar und verschwanden aus den Küchen.

Die Möbel und Wände waren oft weiß oder cremefarben, die Böden pflegeleicht gefliest oder mit Terrazzoboden belegt. Dominierendes Möbelstück war das Küchenbüfett, das aus einem geräumigen geschlossenen Unterschrank mit einem schmaleren Aufsatz, meist mit verglasten Türen, bestand. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hatte es keine oder nur niedrige Füße, damit sich darunter kein Schmutz fing. Ergänzt wurde es durch die Anrichte, ein halbhohes Möbelstück mit Arbeitsfläche sowie Tisch und Stühlen.

Wo ein Wasseranschluss geschaffen wurde, verschwand die Wasserbank mit den Eimern und Kannen, der Schüttstein mit dem Abwasserabfluss blieb jedoch als Spülstein erhalten. Nach dem ersten Weltkrieg mussten aufgrund des Mangels an arbeitsfähigen Männern Frauen verstärkt einer Erwerbsarbeit nachgehen. Schnell wurde klar, dass die Zeit, die für die Hausarbeit blieb, dadurch so drastisch reduziert war, dass sie in den gegenwärtigen Küchen nicht leistbar war. Neue, moderne Küchen wurden geplant: sie waren kleiner und zweckmäßiger eingerichtet und orientierten sich in ihrer Anordnung an der Ökonomisierung der Arbeitsabläufe. Zunehmend wurden die Küchengeräte elektrifiziert. Im weiteren Verlauf der Entwicklung gab es immer wieder Modernisierungen, doch bilden die Überlegungen, welche den Reformküchen zugrunde liegen, noch immer die Basis moderner Küchenplanung.

Geschichte der Puppenküche

Spielzeug war in der Vergangenheit deutlich stärker geschlechtsgebunden. Es diente nicht - wie heute - ausschließlich zur Freude des Kindes, sondern hatte eindeutig erzieherische Funktion. Die Puppenküche war ein reines Mädchenspielzeug und sollte das Kind früh auf seine kommenden Aufgaben im Haushalt vorbereiten. Entsprechend detailliert war das Zubehör.

Es gab in den großen Küchen nichts, was es nicht als Miniatur auch gegeben hätte. Alle Miniaturen sind detailgetreue Kopien ihrer großen Vorbilder und sie können fast immer auch wirklich angewendet werden. Selten findet man Geräte, die nur der Anschauung dienen sollten. Jede Modernisierung in der realen Küche wurde bald auch als Miniatur angeboten. So waren die Puppenküchen ein Spiegel der echten Küchen und geben uns heute Aufschluss über damalige Geräte und Techniken.

Neben den großen Parallelen gibt es ein Merkmal, das die Puppenküche von der realen Küche unterschied: in den Puppenküchen hielten sich einige Stilrichtungen beharrlicher als in der Realität. So erfreuten sich Gründerzeitmöbel sehr lange größter Beliebtheit und werden bis heute von vielen Menschen mit dem Oberbegriff "alte Puppenstuben" assoziiert. Ebenso beharrlich hielt sich in der Puppenküche der Brauch, das Koch- und Essgeschirr sowie die Vorratsgefäße attraktiv ahn den Wänden zur Schau zu stellen, statt sie - zeit- und modegemäß - in Schränken zu verstauen. Dieses als "Stilverschleppung" bezeichnete Phänomen erschwert die Altersbestimmung von Puppenküchen und -stuben sehr. Aufgrund des höheren Wertes älterer Stuben besteht eine allgemeine Neigung, bei der Datierung vom frühestmöglichen Herstellungszeitraum auszugehen.

Im Gegensatz zur heutigen Zeit, wo die Kinder das ganze Jahr über ihr Spielzeug um sich haben, wurden die großen Spielzeuge (elektrische Eisenbahn, Puppenstube, Kaufladen, Puppenküche) nur zur Weihnachtszeit hervorgeholt und am Dreikönigstag wieder verstaut. Die Adventszeit wurde dazu genutzt, die Puppenstube und -küche zu reinigen und zu renovieren. Modernere Ergänzungen des Inventars lagen dann unter dem Weihnachtsbaum. Puppenküche und Kaufmannsladen bekamen zu den Feiertagen eine Ausstattung mit wirklich essbaren, oft miniaturisierten Lebensmitteln.

Rauchfangküchen - Nürnberger Küchen

Die ersten Puppenküchen waren Bestandteil der großen Puppenhäuser des 17. Jahrhunderts. Es waren Prestigeobjekte von reichen Erwachsenen, die von Kindern nur angeschaut, aber nicht bespielt werden durften. Im 18. Jahrhundert wurden dann Puppenstube und Puppenküche aus dem Puppenhaus als geschlossener Einheit ausgegliedert und gelangten so als vom Bürgertum finanzierbare Sielzeuge erstmals wirklich in die Hand von Kindern.

Im Bestelmeier Katalog von 1803 sind zwei Rauchfangküchen abgebildet. Deren Merkmale sind typisch für die Puppenküchen dieser Zeit und werden in Fachkreisen auch als Nürnberger Küchen (nach dem Sitz der Firma Bestelmeier) bezeichnet. Ihre typischen Merkmale sind ein konisches Gehäuse, eine zentral an der Hinterwand liegende Kochstelle mit Rauchfang sowie die dadurch weitgehend symmetrische Anordnung der Teller- bzw. Schüsselborde, Schränke und des Geflügelstalls.

Der Boden ist meist im Schachbrettmuster bemalt, die Wände tragen häufig eigenen Anstrich in gedeckten, zuweilen jedoch auch in leuchtenden Farben. Eine freie Fläche an den verhältnismäßig hohen Wänden dient zur Präsentation der kupfernen Backformen. Neben dem kupfernen Kochgeschirr wurden auch Dinge aus Messing, Zinn und Keramik sowie kostengünstigere aus Holz in der Puppenküche zur Schau gestellt.

Mit dem Einzug des Sparherdes in die reale Küche wurden auch viele Puppenküchen in dieser Richtung modernisiert. Häufig wurde die kleine, aus Holz oder Keramik bestehende Feuerstelle entfernt und durch eine - zu Beginn noch einzelgefertigte Kochmaschine aus Schwarzblech ersetzt. Ihr Schornstein ragte in den noch vorhandenen Rauchfang. Ganz gründliche Renovierer entfernten den Rauchfang jedoch völlig und strichen im Rahmen der vorweihnachtlichen Renovierung die Wände neu.

Zweiräumige Puppenküchen sind in dieser Zeit recht häufig. Neben der eigentlichen Küche befindet sich ein Vorrats- und Anrichteraum. Hier wurde das gute Geschirr gelagert und Speisen angerichtet, die nicht der Verschmutzung durch den Ruß zum Opfer fallen sollten.

Ab 1880 sind die Wände nicht mehr auf ganzer Höhe gestrichen, sondern bis auf Tischhöhe mit abwischbarem Ölanstrich versehen oder erhalten einen Fliesenspiegel, der in der Puppenküche durch eine Tapete in Fliesenoptik nachempfunden wird. Zu den fest eingebauten Regalen, dem Stall und dem Brotschrank früherer Küchen kommen jetzt vermehrt auch Büfettschränke. Analog zu Entwicklung in der realen Welt gibt es einen Schüttstein in der Küche, zu dem ein leicht schräges Brett - das "Abtropfbrett" - führt.

Erstmals treten nun moderne Geräte wie Buttermaschinen, Milchwärmer und Petroleumlampen in der Puppenküche auf. Ebenfalls parallel zur Entwicklung im Großen gibt es ab 1900 helle Küchen, die dem neuen Hygienebewusstsein entsprechen. Dominierende Farben sind Weiß, Blau und etwas Gold. Immer häufiger werden die Puppenküchen jetzt komplett tapeziert, wobei die Tapeten wunderschöne Jugendstilkacheln imitieren. Nachteil dieser Mode: die Tapeten sind anfälliger für Schmutz und andere Altersspuren, so dass gut erhaltene tapezierte Gehäuse die Ausnahme bilden.

Puppenküchen, die Jugendstilelemente aufwiesen, waren fast immer tapeziert oder die Wände waren tapetenähnlich bemalt. In der 20er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen dann vermehrt Holländermotive auf Tapeten und an den Möbeln in Mode. Letztere wurden oft durch Abziehbildchen auf die typischen Gründerzeitmöbel, die nun weiß/cremefarben lackiert waren, aufgebracht. Möbel im Jugendstil hatten dagegen ihre eigene, unverwechselbare Form und Ornamentik.

Der "Gerätepark" in der Puppenküche wächst parallel zu den Hilfsmaschinen in der realen Küche: zu den Buttermaschinen kommen Eismaschinen, Wirtschaftswaagen, Kochkiste, Einmachtöpfe, Wandkaffeemühlen und Messerputzgeräte ähneln ihren großen Vorbildern bis ins kleinste Detail.

Der erste Weltkrieg hatte einschneidende Wirkung auf die gesamte Spielwarenindustrie: viele Firmen gingen bankrott. Erst allmählich entwickelte sich ein neuer Spielzeugmarkt, der aber nicht mehr die Mengen an qualitativ hochwertigem Spielzeug erreichte wie zur Blütezeit am Ende des 19./Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Küchengehäuse wurden insgesamt kleiner und niedriger, beinhalteten aber erneut Kopien der modischen Möbel ihrer großen Vorbilder. Das Zubehör wurde zunehmend einfacher und konnte nur noch in seltenen Fällen wie das reale Objekt eingesetzt werden.