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Der Handel mit unterschiedlichen Produkten reicht weit zurück in der Menschheitsgeschichte. Der Platz für den Austausch von Waren war über mehrere Jahrtausende der Markt, der an Stellen abgehalten wurde, wo viele Menschen zusammentrafen: Häfen, Furten und Kreuzungen wichtiger Reiserouten.

In unserem Kulturkreis entstanden im Mittelalter in der Zeit zwischen 500 und 1500 n.Chr. an genau solchen Stellen und zusätzlich bei Klöstern oder Burgen, die durch ihre Bauwerke viele Handwerker anlockten, sowie bei alten Römerstädten große Siedlungen. Diese wurden durch die Verleihung verschiedener Rechte, unter anderem dem Recht, einen Markt abzuhalten, zu Städten.

Durch die Gründung von Zünften im Mittelalter, die unter anderem die Festlegung der Marktpreise und den Schutz ihrer Mitglieder zur Aufgabe hatten, siedelten sich Handwerker des gleichen Berufes dicht beieinander an. Auch heute noch erinnern Straßennamen in großen Städten rings um den ehemaligen Marktplatz herum an die ursprünglich dort angesiedelten Zünfte. Werkstatt und Wohnräume lagen in einem Haus: die Werkstatt unten, die Wohnräume darüber. Die Werkstatt hatte wegen des Lichtes oft ein für damalige Verhältnisse großes Fenster, das nachts mit einem großen hölzernen Fensterladen verschlossen wurde.

Handwerker waren in diesem Zusammenhang nicht nur Schmied, Tischler, Weber oder Gerber, sondern auch Metzger und Bäcker. Im Gegensatz zur Bäckerei entstand die Konditorei erst im 18. Jahrhundert als luxuriöses Geschäft für die Reichen.

Am Tag des Wochenmarktes wurden die Waren nicht mehr extra zum Marktplatz geschleppt, sondern der Warentausch fand durch das große Werkstattfenster auf dem heruntergeklappten hölzernen (Fenster)-LADEN statt. Der Laden als Verkaufsfläche war entstanden. Als im 18. Jahrhundert dann Werkstatt und Einzelhandel voneinander getrennt wurden, übernahm man die Bezeichnung "Laden" für den gesamten Verkaufsraum.

Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein gab es in der Stadt und auf dem Land den kleinen, so genannten "Tante-Emma-Laden", einen Gemischtwarenladen mit einem bunten Sortiment verschiedenster Art, das genau auf die Bedürfnisse der Käufer in der entsprechenden Gegend abgestimmt war. Sein Spitzname verrät seinen großen Vorteil im Vergleich mit den heutigen Supermärkten und Warenhäusern: der fast familiäre, direkte Kontakt mit dem Verkäufer, die heimelige Atmosphäre, der Duft der zahllosen, meist lose und einzeln verkauften Waren sowie nicht zuletzt die Gratisportion an neuesten Neuigkeiten aus der Umgebung.

Die Bezeichnungen für den Gemischtwarenladen sind regional unterschiedlich: Materialwarenhandlung, Kramladen oder Krämerladen. Mit der Aufnahme verschiedener Importprodukte aus den Kolonien wie Tabak, Kaffee und Kakao im 19. Jahrhundert kam zu dieser Liste noch die Bezeichnung "Kolonialwarenladen" hinzu.



Der Laden als Spielzeug

Neben der Puppenküche ist der Kaufmannsladen das Spielzeug mit dem höchsten erzieherischen und spielerischen Wert. Über den Adressaten gehen die Meinungen auseinander: einige Autoren meinen, es wäre das Spielzeug für den Jungen als Pendant zur Spielküche für das Mädchen. Die Jungen sollten dadurch an den Umgang mit Geld herangeführt werden. Andere Autoren wiederum halten den Kaufladen für das Spielzeug reicher Mädchen, das ihnen spielerisch das Warensortiment und den Einkauf nahe bringen sollte. Aus meiner Sicht konnte es - wegen der unterschiedlichen Ziele für beide Geschlechter - gleichermaßen für beide verwendet werden.

Von der Konzeption her ist der Kaufmannsladen stärker als die Küche oder die Puppenstube für das gemeinsame Spiel mehrerer Kinder ausgelegt. Neben dem bereits erwähnten Gemischtwarenladen und der Drogerie gab es unterschiedlichste Spezialgeschäfte. Als Vorgänger oder Mischform der Drogerie gab es Gewürzläden mit all den exotischen und teuren (= "gepfefferten") Gewürzen, die auch als Heilmittel eingesetzt wurden. Die ebenfalls nah verwandte Apotheke ist vermutlich ursprünglich nicht als Spielzeug, sondern als Modell für Apotheker hergestellt worden.

Neben dem klassischen Metzger- und Bäckerläden gab es auch die als Spielzeug sehr beliebte Konditorei, in deren Päckchen und Döschen sich echtes Naschwerk verbarg. Dazu kamen verschiedene Läden mit textilen Waren, also Modesalon, Hutmacherladen und Kurzwarenhandlung. Man nimmt an, dass die Kinder häufig den Laden als Spielzeug bekamen, der dem Beruf des Vaters entsprach.